Ein Verkaufsstand für Mittelaltermärkte

Auf den Mittelalterfesten ist es "üblich", dass nicht nur die reinen fahrenden Händler, sondern auch die anwesenden Lagergruppen selbstgemachte Waren und oder Dienstleistungen zum Kauf anbieten. Man kann hierbei kaum davon reden, dass Geld verdient würde, aber solche Aktionen können helfen, die Kosten in einem erträglichen Rahmen zu halten.

Jeanette und meine bessere Hälfte haben sich deshalb ein Angebot für die kleinen MarktbesucherInnen überlegt. Sie flechten niedliche, dünne Wollfäden in die Haare ihrer "Kunden" - eine Fummelarbeit, bei der sich mir als Mann schon die Fußnägel aufrollen, wenn ich nur daran denke!

Aber um mich geht es hier nicht. Auf den ersten Märkten, bei denen wir zugegen waren, stellten die Mädels sich einen Campingklapptisch auf und legten ihre Wolle und andere Utensilien darauf aus um ihre Dienstleistung für potenzielle Kunden erkenntlich zu machen. Gar nicht mittelalterlich!

Es musste ein ordentlicher Marktstand her und wie dieser entstand möchte ich nachfolgend schildern.

Marktstände sind auf einem MittelalterMARKT, wie zuvor ausgeführt, keine Seltenheit. Doch wenn man sich die Konstruktionen mal anschaut, so findet man immer wieder die modernen Stahlkonstruktionen, die in irgendeiner Art und Weise verkleidet sind, damit das ganze nicht so auffällt. Unser Marktstand sollte möglichst ohne Metall auskommen!

Da beim Markstand bereits klar war, dass wir den nicht mehr in unserem Meriva transportieren werden, war die Größe nicht so problematisch. Er sollte groß genug sein, um einen Tisch, daneben zwei Hocker und dahinter einer Bank Platz zu bieten. Auch wenn die Tische und Bänke noch nicht gebaut waren, so war deren Größe in meinen Gedanken bereits festgezurrt. Bei einem Tisch mit einer 1,2 m breite und der Anforderung daneben noch zwei Hocker zu stellen, werden 2m schon ziemlich eng. Also sollten es halt 2,5 m werden. Der Marktstand sollte das Design unserer Zelte fortführen soweit es möglich ist. Das bedeutete eine A-Zeltkonstruktion mit aufklappbarer Front, vollständig zerlegbar, maximale Stabilität um dem Wind nicht die Möglichkeit zu geben den Marktstand wegzupusten. Gaaanz einfach... oder doch nicht?!

Auch wenn der Markstand eine hohe Ähnlichkeit mit den Zelten aufweisen sollte, so musste er doch ein paar andere Anforderungen erfüllen. Zum einen die Schalbretter. Es ist natürlich nicht besonders günstig, wenn die Kundschaft erst eine Stufe von 10-20 cm überwinden muss. Damit das Holz auf dieser Länge nicht zu viel Feuchtigkeit zieht, sollte es außerdem nicht auf dem Boden aufliegen. Holz was nicht aufliegt neigt aber dazu zu brechen, wenn man drauftritt. Wir wissen das, können aber nicht von jedem Kind erwarten, dass es das weiß. Von daher entschied ich mich von der klassischen Steckverbindung, wie ich sie beim Zelt angewandt habe, abzuweichen und eine Verbindung zu realisieren, die zwar Bodennähe ermöglicht jedoch nicht auf dem Boden aufliegt und trotzdem in der Lage ist, das ganze System zu halten. Wie ich es mir bei anderen Zelten abgeschaut habe, wollte ich einen Rundstab durch ein Loch im Seitenteil schieben und dann fixieren. Hierbei stieß ich auf zwei Probleme:

  1. Benötige ich eine Rundleiste mit mindestens 2,5m Länge. Habt ihr mal geschaut, was das kostet!? Gerade weil ich auch vier von denen bräuchte. Vergesst es!
  2. Die Leiste muss auf beiden Seiten eines Seitenteils fixiert werden. Das bedeutet weniger Holz - ein erhöhtes Bruchrisiko an der Position.

Meine Idee war es nun, ein Kantholz (44 x 44 mm) zu nehmen und dieses mit einer Rundleiste zu verlängern. Dafür habe ich mit einem 20er Forstner Bohrer ein ca. 10 cm tiefes Loch auf beiden Seiten in das Kantholz gebohrt. Dann habe ich von einem 20er Rundstab ein 20cm langes Teil abgeschnitten und in die jeweiligen Löcher gesteckt. Auch wenn das schon bombenfest saß, habe ich dem Frieden nicht getraut und die „Riesendübel“ festgeleimt. Das Ganze habe ich mit insgesamt 4 Kanthölzern gemacht. Damit hatte ich meine Querleisten.

Die Seitenteile sind wieder ganz normal aus Schalbrettern entstanden. Diese habe ich abgelängt und teilweise an den Kanten stark abgerundet. Als ich diese Konstruktion das erste mal zusammenbaute, musste ich feststellen, dass es eine sehr instabile Konstruktion ist. Mit Hilfe von zwei Sisalseilen, die Kreuzweise über die Konstruktion gespannt wurden, konnte ich aber, wie schon beim Zelt, eine beachtliche Stabilität erreichen.

Doch es gab ein weiteres Problem. Die Seite, die nach vorne hin geöffnet ist sorgt dafür, dass beim kleinsten Windstoß das Zelt nach vorne kippt. Es ist und war nicht unsere Absicht unsere Kunden unter dem Marktstand zu begraben. Wie also verhindert man ein Kippen des Zeltes, ohne den Einsatz von Heringen, die eh nicht halten würden? Ich war überzeugt davon, dass Gewichte hier Abhilfe schaffen würden, nur wo sollten sie hin?

Klar war, dass sie am besten an das hintere Längsteil kommen, um ein entsprechendes Gegengewicht zur Front zu bilden. Doch hier gibt es eben eine freihängende Leiste, die ja gerade nicht belastet werden sollte. Und was benutzt man für Gewichte? Ziegelsteine? Gehwegplatten? Gardinenbleiband? Ihr dürft euch selbst Gedanken dazu machen, wie sinnvoll jeder einzelne Vorschlag ist. Also gilt auch hier, wenn es keine Lösung gibt, baut man sich halt eine.

So habe ich zwei Gießschablonen gebaut, und diese mit Beton befüllt. Bei der Planung habe ich darauf geachtet, dass ich eine Aussparung in der Mitte für die Querleiste habe, die die Leiste zwar festhält, aber nicht unnötig nach unten drückt. Ebenso habe ich ein kräftiges Sisalseil mit einbetoniert, damit man die Gewichte auch tragen bzw. bewegen kann. Auch wenn eines dieser Gewichte bereits einen Riss hat, halten beide extrem gut. Vielleicht hat sich ja das bisschen Stahl, welches ich mit einbetoniert habe, doch gelohnt. Eines dieser Gewichte wiegt ca. 15 kg. Zwei davon halten den Marktstand am Boden. Bevor die sich nach oben bewegen, bricht wahrscheinlich eher eine Zeltstange.

Jeanette hat sich um das nähen des Tuches gekümmert, vielleicht erzählt sie euch ja, was sie dabei erlebt hat. Auf jeden Fall haben wir das ganze so konstruiert, dass man die obere vordere Stange durch das Tuch durchziehen kann. Auf der anderen Seite am Boden wird das Tuch mit Hilfe von 3 Heringen auf Spannung gebracht, damit es nicht so herumschlabbert. Des Weiteren haben wir an der Seite für eine Überlappung von ca. 20-25 cm gesorgt, an die wir dann später noch unsere weiteren Errungenschaften anhängen oder präsentieren können.

Das fertige Ergebnis sah dann aufgebaut so aus: