Ja, ein Großzelt zu nähen ist wahrlich ein Abenteuer.

Zelt Nummer 1 war ja schon einige Zeit fertig und Zelt Nummer 2 in Arbeit. Für das 3. Zelt hatte sich auch schon jemand gefunden, der es nähen wollte. Aber wie es manchmal so ist, gab es zeitliche Probleme und irgendwann der Hilferuf, denn es bestand die Gefahr, das 3. Zelt nicht mehr rechtzeitig fertig zu bekommen. Da ich eine gute Nähmaschine habe, gerne nähe und auch über eine ganze Reihe von Näherfahrungen verfüge, habe ich mich der neuen Herausforderung gestellt und Zelt Nummer 3 in Angriff genommen.

Aller Anfang ist schwer

Zuerst hieß es die langen Bahnen von Modul A und B (linker und rechter Schlafbereich) zu nähen.

Na, vier gerade Nähte je Modul sind ja nun keine große Bürde. Dachte ich. Aber die Falle steckt im Detail.

Ich hatte von der gerade aktiven Zeltnäherin die Infos zu den Maßen der Nähte erhalten und den Tipp die -vom Zuschneiden und Waschen- vorhandenen Fäden einzukürzen.

Gesagt, getan. Als erstes die drei Teile von Modul A zusammen genäht. Klappte hervorragend. Meine Maschine schnurrte wie ein Kätzchen. Nun die losen Fäden eingekürzt, den Stoff umgedreht und neu abgesteckt und die dritte Naht genäht. Doch was war das??? Warum schauen auf der Rückseite so viele Fransen raus? Oo, da war ich wohl beim Einkürzen zu vorsichtig und nun musste ich die rausschauenden Fransen alle nochmal abschneiden. Eine echt sch... öne Arbeit. wie gut, dass niemand meine Meckerei gehört hat. Für die vierte Naht habe ich die bereits gekürzten Fäden noch etwas kürzer geschnitten und dachte das reicht. Aber Nee. Auch dieses Mal schauten wieder Fransen raus. Nicht mehr so viele, aber immer noch genug um mich wieder zum meckern zu bringen. Später erfuhr ich, dass es den anderen Zeltnähern am Anfang genauso erging. Welch ein Trost :-D

Bei den Bahnen von Modul B war ich dann rigoros und siehe da, es waren keine Fransen mehr zu sehen. Erste Lektion gelernt und damit auch erstes Erfolgserlebnis.

Weiter ging´s. Es mussten die Außenseiten der beiden Module eingenäht werden. Ich war mir sicher dies gut hinzubekommen. Also ran ans Abstecken und Nähen. Aber was ist das? Warum sind die Nähte falsch herum? Tja, bei der ersten Naht nicht richtig darauf geachtet wie die Teile zusammen gehören und schon hieß es: Bitte auftrennen und noch einmal nähen. Danach klappte es aber und in Nähetappe zwei waren die Außenwände zügig eingenäht.

Als nächstes hieß es die Türen müssen eingenäht werden. Zeltbahnen rauf auf das Gestänge und angepasst, Bahnen wieder runter und dann ran an die Nähmaschine. Dieses Mal ging es gut. JA! Wieder ein Erfolgserlebnis.

Zwischenstand

Und weiter ging´s...

Jetzt sollten eigentlich Klettverschlüsse angenäht werden zur besseren Fixierung - aber da war das Band alle. Musste erst neu bestellt werden. Doch was kann ich jetzt machen? Hm, das Zelt benötigt etliche Bänder -genau gesagt 100- um die Bahnen am Gerüst festzubinden, Stoffreste waren vorhanden, eine Schablone und ein Stift lagen bereit. Somit habe ich dann angefangen den Stoff für die Bänder anzuzeichnen und auszuschneiden. Ich also gemalt und geschnitten bis die Stoffreste alle waren. Nun mal durchgezählt ...89, 90, 91, 92, 93 Schluss. Äh, mir fehlt Stoff für 7 JA! SIEBEN Bänder :-( . Na gut, dann näh ich eben erst einmal die vorhandenen. Kam mir vor wie am Fließband, aber es ging zügig voran und ich freute mich. Diesmal zu recht. Dann Bänder noch rumdrehen, damit die Nähte nicht zu sehen sind. WOW!!! 93 Bänder in 90 Minuten umgedreht. Und wieder ein Erfolgserlebnis.

Jetzt ging es ran an Modul C. Eine Bahn auf das Gerüst gelegt, aber -wie doof ist das denn?- die ist zu schmal. Daher zwei schmale Streifen von einer anderen Bahn abschneiden und an die breite nähen. Ging aber ziemlich zügig. Hähä, hatte ja nun schon Zeltnäherfahrung und Fehler wegen falscher Nähte passierten mir nicht mehr. Waren ja auch "bloß" wieder gerade Nähte. Grins.

Jetzt wurde es kniffliger. Diese Bahn war sowohl Rückwand, als auch teilweise für das Zeltvorderteil zuständig. Also Bahn rauf auf das Gerüst, zuerst ein langer Schnitt in der Mitte und dann eine weitere Bahn quer, um den Eingangsbereich und den Übergang zu den Schlafbereichen abzustecken, zuzuschneiden und zu nähen. Das war der schwierigste Teil beim Zeltnähen und ich wurde eindringlich gewarnt, dass dieses C-Teil Probleme machen würde. Hm, ich weiß nicht so recht, aber bei mir lief es recht gut und das C-Teil war schon bald fertig. Gut ich gebe zu, dass es ne Fummelarbeit war, aber trotzdem ließ es sich zügig nähen. Jetzt auch hier wieder Türen einnähen und schon sah es fast wie ein fertiges Großzelt aus.

Die halben Klettbänder waren auch schon am Holzgerüst befestigt. Alle drei Zeltteile rauf auf das Gerüst, anzeichnen wo die andere Hälfte der Klettbänder hingenäht werden mussten und schon konnte es losgehen. Nur gut, dass ich immer Hilfe beim Auf- und Runterziehen der Zeltbahnen hatte. Allein hätte ich mir sonstwas verrenkt.

Jetzt mussten die drei Zeltteile wieder rauf aufs Gestänge um anzeichnen zu können wo die Bindebänder hin müssen. Gesagt getan und wieder runter mit den Teilen und ran an dir Nähmaschine. Habe fleißig genäht und mich gefreut, weil es so gut lief. Aber zu früh gefreut. Beim A- und C-Teil stimmten die Bänder aber was war das am B-Teil??? Da hatte ich einen optischen Fehler gemacht und die Stelle zum Annähen falsch angezeichnet. Naaaa guuut. Dann Bänder am B-Teil nochmal abmachen und wieder annähen. Alles wieder rauf aufs Gestänge und Klopf, Klopf auf die Schulter, denn es sah jetzt schon richtig gut aus.

Jetzt hätte noch der Saum für die Ösen genäht werden müssen, aber das habe ich dann vor dem ersten Lagern doch nicht mehr geschafft. Es war aber auch nicht so schlimm, denn das Zelt war nutzbar und den Saum habe ich dann später genäht.

Alles in Allem eine anstrengende und aufregende Zeit. Hat viel Spaß gemacht. Bin bereit weitere Zelte zu nähen, aber immer unter der Voraussetzung, nur die Schlafzelte nähen zu müssen. C-Teil hat zwar ganz gut geklappt, muss ich jedoch nicht zwingend nochmal haben. ;-D