Die Stadt im Mittelalter

Entstehung mittelalterlicher Städte

Im Frühmittelalter gab es in den fränkischen Reichen kaum große Städte. Die Menschen lebten fast ausschließlich in kleinen Dörfern in ländlichen Regionen und versorgten sich vornehmlich selbst. Ausnahmen wie Köln oder Trier waren Überbleibsel des 476 n. Chr. zerfallenen antiken, weströmischen Reiches, die mit stetigem Bevölkerungsrückgang zu kämpfen hatten. Ohne die altrömische Infrastruktur in Sachen Fernhandel und Warentransporte waren mehrere zehntausend Menschen auf so engem Raum praktisch nicht zu versorgen.

Erst ab dem beginnenden Hochmittelalter entstanden wieder größere Ansiedlungen, in der Regel an privilegierten Punkten wie Burgen und Klöstern oder besonders verkehrsgünstig gelegenen Orten und nicht selten grade auf Grund der dort aktuellen Bauvorhaben. Die Errichtung einer Burg dauerte Jahrzehnte und während der gesamten Bauzeit mussten ausreichend viele Arbeiter vor Ort verfügbar und versorgbar sein. Somit erklären sich auch Ortsnamen wie "Würzburg" oder Frankfurt (Eine Furt ist eine flache Stelle in einem Gewässer, die die Überquerung des Gewässers ermöglicht).

Die Frage der Versorgbarkeit ist dabei so elementar, dass mittelalterliche Städte grundsätzlich den Marktplatz als Zentrum hatten, in dessen Nähe oft auch die Kirche errichtet wurde.

Die Stadtverwaltung

"Freie Städte" gab es im Mittelalter praktisch nicht. Sie waren immer dem Herrscher auf dessen Territorium sie errichtet wurden, unterstellt. Diese Grundherren konnten der König oder Kaiser (bei Reichsstädten), der Bischof oder auch der jeweilige Landesfürst (bei Territorialstädten) sein, die ihrerseits meist einen "Schultheiß oder Domherrn" zur Verwaltung der Stadt einsetzten.

Diese mussten sich anfangs nur mit der jährlich stattfindenden Bürgerversammlung herumschlagen, was ein überwindbares Problem darstellte. Durch die Entstehung von Gilden und Zünften entwickelte sich jedoch im Lauf der Zeit ein Gegengewicht zur Macht der Vertreter der Grundherren und es bildeten sich ab dem 11. Jahrhundert zunächst "Schöffenkollegien" und ab Mitte des 12. Jahrhunderts "Räte", die mit den Verwaltern der Obrigkeit in teils zähen Verhandlungen die Städte lenkten.

Der Rat einer Stadt bestand in der Regel aus 12, seltener aus 24 "Ratsherren", die ehrenamtlich tätig waren und aus ihren Reihen einen Bürgermeister wählten. Die Tatsache, dass die Tätigkeit ehrenamtlich war, klingt im ersten Moment nach einer guten Sache, praktisch wurden dadurch aber einfache Bürger und Bauern von der Mitbestimmung ausgeschlossen, denn sie konnten es sich schlicht nicht leisten ihr Tagwerk regelmäßig ruhen zu lassen um die Amtsgeschäfte der Stadt zu führen.

Auch war dieser Rat, wenn überhaupt, nur intern demokratisch. Die einzelnen Ratsherren wurden nicht von der Bürgerversammlung gewählt, sondern der Rat besetzte freie Stühle eigenständig neu.

Dennoch profitierte auch das gemeine Volk im untersten Stand von den neuen Entwicklungen, denn sowohl Händler als auch Handwerker hatten schon aus wirtschaftlichen Gründen ein Interesse daran, dass möglichst viele ihrer Mitbürger gut gestellt waren und deshalb auch zu ihren Kunden wurden.