Die Medizin im Mittelalter

Allgemeines

Heilkundige im Mittelalter waren im wesentlichen Geistliche. Sie konnten lesen und kannten daher die Abhandlungen der antiken Gelehrten, die ihre Beobachtungen und Erfahrungen im Zusammenhang mit der Behandlung von Kranken niedergeschrieben hatten. Aus der weltlichen Richtung kamen ab dem Hochmittelalter der Bader und der Medicus dazu, wie unter anderem im Buch „Der Medicus“ von Noah Gordon nachzulesen ist.

Bader waren nicht studierte Praktiker, die ihr Geld überwiegend mit der Behandlung von Menschen niederen Standes verdienten.

Ein Medicus hingegen hatte studiert, was ihn jedoch nicht unbedingt besser machte als den Bader.

Tatsache ist: die Medizin steckte im Mittelalter noch in den Kinderschuhen!

Die "Viersäftelehre"

Der Fachbegriff für diese Annahme medizinischer Zusammenhänge lautet: Humoralpathologie. Von der Antike bis ins 18. Jahrhundert - also das gesamte Mittelalter hindurch - ging man davon aus, dass Gesundheit oder Krankheit eines Menschen vom Gleichgewicht der vier Säfte (Blut, Schleim, gelbe Galle und schwarze Galle) abhinge.

Dies ist, wie heute wohl jeder weiß, großer Blödsinn!

Trotzdem stellte die Viersäftetheorie einen wichtigen Wendepunkt dar. Vor ihrer Entstehung wurden Krankheiten ausschließlich als „Strafen der Götter“ gesehen. Mit der Einführung der Viersäftelehre begannen die "Mediziner" erstmals Krankheiten genau zu analysieren und die Reaktion der Patienten auf unterschiedliche Behandlungsversuche zu dokumentieren. Dadurch wurde der Grundstein für unseren heutigen, medizinischen Standard gelegt.

Antibiotika im Mittelalter

Tatsächlich führten diese Beobachtungen, Analysen und Versuche bereits im Mittelalter zu manchmal erstaunlichen Ergebnissen. So findet sich in „Bald´s Leechbook“, einer medizinischen Handschrift aus dem 10. Jahrhundert ein Rezept für eine Salbe zur Behandlung von Augenentzündungen, herzustellen aus Knoblauch, Zwiebeln, Wein und Ochsengalle.

Im Jahr 2015 haben englische Wissenschaftler diese Salbe erneut hergestellt und getestet. Überrascht stellte man fest, dass es sich um ein hochwirksames Antibiotikum handelt, welches sogar den MRSA Keim besiegt.

Mittelalterliche Medizin in der Praxis

Man wusste im Mittelalter bereits um die heilsame Wirkung diverser Pflanzen, die je nach Beschwerden zu Pasten zerdrückt, getrocknet zu Pulvern zermahlen, oder aufgebrüht als Tee Verwendung fanden.

Durch das falsche Verständnis der Vorgänge im Körper und die Unkenntnis der wahren Ursachen von Erkrankungen waren die Behandlungen jedoch stets auf die Symptome ausgerichtet anstatt die Ursachen gezielt zu bekämpfen.

Darüber hinaus wurden oft falsche Ansätze gewählt. So wird etwa in Ken Folleth´s „Die Tore der Welt“ beschrieben, dass ein Ritter mit einer leicht entzündeten Schnittverletzung am Arm diesen vollends verliert, nachdem ein geistlicher Heiler die Wunde mit einem, mit Dung bestrichenen Umschlag versorgt, um den Eiter aus der Wunde zu ziehen.