Das Werkzeug eines Lederers

Nachdem ich auf jedem Markt gefragt werde was ich so in meiner Schatztruhe versteckt habe, woher es kommt und was man damit macht, habe ich mich entschieden diese Fragen in einem kleinen Artikel hier zu beantworten.

Bevor ich auf die einzelnen Teile eingehe; ich kaufe mein Werkzeug eigentlich fast ausschließlich bei Ebay, oder auf Flohmärkten. Das Zeug ist billiger als man meinen würde. Insgesamt dürften nicht mehr als 250 € in dieser Kiste stecken.

Das Bild oben zeigt den gesamten Inhalt meiner Werkzeugtruhe. der da wäre (von oben links nach unten rechts):

  • Holzhammer (nicht von Ebay, sondern ein Geschenk von unserem Holzschnitzer und Winzer Benjamin) - gelegentlich arbeite ich mit Schusterleim. Hierbei handelt es sich um einen Kontaktkleber, das heißt beide Klebeflächen werden mit Leim bestrichen, diesen lässt man antrocknen und dann werden die Klebeflächen aufeinandergelegt und mit leichten Hammerschlägen verpresst.
  • Sattlergarn - hiervon zwei verschiedene Sorten, oben ein günstiges Polyestergarn, unten ein deutlich teureres Leinengarn für die Herstellung von Lederwaren in A-Lager-Qualität.
  • Bienenwachs am Stück - Das Garn ist zwar gefärbt, aber im Falle des Leinengarns nicht gewachst. Für Lederarbeiten macht sich gewachstes Garn aber besser, also mache ich das selbst.
  • verschiedene Lederbänder und Leinenkordeln
  • Schnittmuster für die Applikationen, die ich regelmäßig verwende
  • ein 30cm langes Holzlineal
  • 6 verschiedene Ahlen zum Vorstechen von dickerem Leder
  • grobes Schleifpapier - will man glattes Leder kleben muss man es vorher anschleifen
  • feines Schleifpapier - ich mache Knöpfe aus Horn- und Holzscheiben, sowie Hornspitzenverschlüsse selbst. Nach dem Schneiden und bohren müssen die Oberflächen geschliffen werden.
  • Handbohrer in 2, 3 und 4mm Durchmesser zum bohren der Löcher in den Knöpfen
  • Markierräder zum vorzeichnen der Stichweite
  • diverse Ledernadeln
  • Hornspitzen - als Verschlussrohlinge
  • Schusterleim verschiedener Hersteller
  • Hohlnieten mit Werkzeug
  • Vorstechgabeln mit 1 bis 4 Zinken und 1 oder 2mm Zinkenabstand
  • selbstgenähte Fingherhüte aus Leder für Daumen und Zeigefinger - bei dünnem Leder steche ich nicht vor! Man braucht dadurch mehr Kraft und ohne die Fingerhüte ist es ziemlich schmerzhaft, aber mit Fingerhüten spart man eine Menge Zeit.
  • Horn- und Holzscheibenrohlinge
  • ein Tütchen mit Schnallen, Schlaufen und Verschlüssen, sowie D-Ringen aus Messing
  • zwei Rollenschneider, zwei scharfe Messer, eine stabile Schneiderschere (die war das Einzige, was wirklich teuer war- trotzdem würde ich sie jederzeit wieder kaufen!)
  • ein Werkzeug zum Phasen und ausdünnen von dickem Leder
  • eine kleine Zange - manchmal verklemmt sich die Nadel im Leder und ist dann mit der Hand nicht mehr herauszubekommen.
  • Pinsel zum Verteilen des Schusterleims
  • Bleistift, Radiergummi, Anspitzer, sowie Schneiderkreide in verschiedenen Farben und ein Maßband

So, nun wisst ihr auch schon Bescheid. Mehr ist es nicht.

Die Werkzeugtruhe

Nur ein Geheimnis bleibt noch zu lüften: woher habe ich meine Werkzeugtruhe mit ihrem Fächern und dem Garnmagazin?

Die Antwort ist: sie ist ein Eigenbau. Die Basisschatztruhe im Mittelalterlook gab es ebenfalls bei Ebay für knapp 30 Euro, aber natürlich ohne Fächer und Garnhalter. Glücklicher Weise bin ich halbwegs geschickt was Holzarbeiten angeht, nicht ganz so ein Holzwurm wie unser Baumeister Marcus, aber brauchbar.

Also habe ich mir eine Sperrholzplatte und einen 8mm Rundstab besorgt und zunächst die benötigten Teile aufgezeichnet, sie dann ausgesägt und die Bohrungen gesetzt.

Wie ihr sehen könnt sind die Kanten der Einzelteile nicht glatt, sondern jeweils auf der Hälfte eingekerbt. Die Rundsabteile sind so zugesägt, dass sie aus der oberen Halterung noch einen guten Zentimeter herausragen (Damit man die Garnrollen später auch wechseln kann).

Durch die halbseitig verzahnten Kanten erhält man einen stabilen "Setzkasten" sobald man die Teile in die Kiste gepuzzelt hat, was allerdings ne echte Fummelei war!

Das Garnmagazin für den Deckel konnte ich nun einfach zusammenstecken und mit vier kleinen Nägeln die beiden Bretter im Deckel befestigen. Die Löcher für die Rundstäbe habe ich sehr genau gebohrt. Dadurch musste ich sie nicht verleimen und sie sitzen trotzdem handfest. Wenn eine Garnrolle alle ist, kann ich den Rundstab am Überstand greifen und mit etwas Kraft nach oben rausziehen, dann einfach eine neue Rolle einlegen und den Stab wieder einstecken.

Und hier schließlich die fertige "Mittelalterwerkzeugschatztruhe"... schweres Wort!

Ich wünsche viel Vergnügen beim Nachbasteln!