Mittelalterliche Getränkekunde - Teil 1

Seid gegrüßt Ihr Recken, Knechte, Edelleute, Vagabunden, Krieger, Burgfräulein, Ritter, Mägde und all jene, die einen guten Tropfen, feinen Gebräues zu schätzen wissen.

Ich bin BigBen und meines Zeichens als Cellarius beim Mittelalterverein Vingólf - Haus der Freundschaft e.V. dafür verantwortlich, dass die Kehlen meiner Sippengemeinschaft nie trocken sind und immer ein guter Tropfen auch für unsere Gäste bereit steht.

Wie bin ich zu diesen Würden gekommen? Gar zeitnah stellte sich heraus, dass die Sippe doch reichlich Verlangen nach Met, Wein, feinen Säften und anderen guten Tropfen verspürt. Das Angebot der Mittelaltermärkte zu nutzen um deren Bedürfnisse diesbezüglich zu befriedigen, würde den Einsatz großer Mengen an Talern erfordern und hat mich daher schnell bewogen unsere Weine, Met und Säfte selbst herzustellen; auf dass alsbald nicht noch die Schatzmeisterin mit der eisernen Bratpfanne hinter mir her wäre ;-)

Was tun um die Sippe bei Laune zu halten? Ab nach Persien in das Jahr 2500 vor unserer Zeitrechnung und alles über die Weinproduktion lernen?  Alles Mummenschanz!

Ich habe  mich daran gemacht zu ergründen wie man auch heute noch, relativ authentisch und ohne Chemie, Met und Wein herstellen kann.

Viele Quellen, von Winzern und Weinproduzenten geschrieben, strotzen von Fachbegriffen und Produktionsschritten, die jene schnell abschrecken könnten, die „nur“ für ihr Lager ein bisschen Wein selbst herstellen wollen. Gewiss, man braucht Struktur und es ist arbeitsintensiv, aber es ist kein Hexenwerk. Man braucht keinen Meister oder Magister um für seinen kleinen Rahmen leckeren Wein oder Met herzustellen und binnen einer Zweijahresfrist werden auch die Anschaffungskosten des Winzerzeugs hinter der Summen an Talern zurückbleiben, die man für den Kauf der Getränke hätte berappen müssen.

Ich habe mir also meine Grundausstattung besorgt, und habe mit Informationen aus Büchern und Onlineartikeln angefangen meinen ersten Met anzusetzen. Ich muss sagen ich war und bin noch immer fasziniert und aufgeregt, bei jedem neuen Ansatz den ich mache. Ich beobachtete den Gärprozess und habe mir minutiös Notizen gemacht. Ich war begeistert wie ein Kind dass etwas neu entdeckt. „Da blubbert was!“ So habe ich die Gelegenheit genutzt, die Grundlagen der Biologie und Chemie, die man für die Weinherstellung benötigt in mich aufzusaugen.

Mein Ziel war und ist es, so nah wie möglich an historischen, mittelalterlichen Vorgaben festzuhalten. Wie haben z.B. die Wikinger ihren ersten Met gemacht? Ist zufällig eine Honigwabe in ein Fass Wasser gefallen und hat Wochen ungeachtet Zeit gehabt zu Gären und zu Met zu reifen? Warum reicht es, dass man wilden Honig in Wasser gibt und selbständig eine Gärung startet?

Diese und viele weitere Fragen und die Faszination des Gärprozesses haben mich angespornt.  Nach dem Met habe ich Fruchtwein hergestellt und das positive Feedback meiner Sippe hat mir wie ein Schildwall den Rücken gestärkt um meine Bemühungen weiter voran zu treiben. Momentan stelle ich Met, Fruchtwein und Fruchtsäfte selbst her.

In nächster Zeit sollen Metheglin, Liköre und Honigbier folgen.

Mit diesem Artikel beginne ich eine Serie, in der ich mein Wissen und meine Erfahrungen über die mittelalterliche Getränkeproduktion mit Euch teilen möchte.

Ich würde mich freuen wenn der eine oder andere danach versucht selbst Met herzustellen.

In diesem Sinne: Viel Spaß beim Lesen und SKÅL!