Zünfte und Gilden im Mittelalter
Die ersten Zusammenschlüsse gleichartiger Handwerker finden sich im späteren Frühmittelalter (Bsp.: die Frankfurter Fischer- und Schiffer Zunft aus dem Jahr 945). Ziel dieser Zusammenschlüsse war die bessere Durchsetzungsfähigkeit gemeinsamer Interessen.
Die Zünfte legten für ihr Gebiet unter anderem die Löhne, Preise und Arbeitszeiten, sowie Qualitätsstandards fest. Sie organisierten Hilfe für Kranke und Verletzte Zunftsmitglieder und kümmerten sich um die Hinterbliebenen wenn ein Mitglied verstarb. Außerdem legten sie fest wie viele Meister, Gesellen und Lehrlinge von welchem Zunftbetrieb ausgebildet und beschäftigt werden durften und entschieden ob ein Meister eine eigene Werkstatt eröffnen durfte.
Darüber hinaus legten die Zünfte Zugangsvoraussetzungen fest, die gegeben sein mussten, damit ein Mensch den Beruf überhaupt erlernen bzw. ausüben durfte. Dies führte im Spätmittelalter zu einer blühenden Schattenwirtschaft mit eigenen Berufsbezeichnungen. Als Pendant zum Zunfttischler (das Tischlerhandwerk entstand etwa um 1350) ist hier der "Bönhase" überliefert. Um im heiligen römischen Reich Tischler werden zu können musste man nachweisen, dass man einen ehrbaren Leumund hatte und ehelicher Abstammung von ehrbaren Eltern, die selbst im heiligen römischen Reich geboren waren, war. Konnte man dies nicht durfte einen kein Zunfttischler in die Lehre nehmen. Wenn man dann trotzdem als Tischler arbeitete geschah dies zumeist in versteckten keinen Werkstätten auf (Dach-)Böden. Da die Zunfttischler diese Schattenkollegen nicht besonders mochten jagten sie sie, wo immer sie einen erwischten. Um zu entkommen musste der gejagte schnell sein und rennen wie ein Hase.
Neben Handwerkern schlossen sich auch Kaufleute zu Interessenvertretungen zusammen. Diese wurden "Gilden" genannt, erfüllten die gleichen Aufgaben wie die Zünfte der Handwerker, wurden aber im Verlauf des Spätmittelalters deutlich mächtiger.