Geld im Mittelalter
Entwicklung des Geldes
Nichts geht ohne schnöden Mammon... würden wir heute sagen. Ursprünglich bezeichnet der Begriff "Mammon" zwar einen unredlich erworbenen Gewinn, aber hier geht es grade nicht um "mittelalterliche Sprichwörter".
Bis zur Zeit Karls des Großen wurden Waren und Dienstleistungen, besonders im überregionalen Handel, hauptsächlich mit Gold oder mit nur regional gültigen ungenormten Silbermünzen bezahlt, was sehr umständlich war, denn grade kleinere Beträge lassen sich schlecht mit sehr wertvollen Zahlungsmitteln erwerben. Auch heute werden wir kaum einen Bäcker finden, bei dem wir die zehn Brötchen für das sonntägliche Familienfrühstück mit einem 500 Euro Schein bezahlen können.
Der anderenfalls zwingende Umweg über einen Geldwechsler mit seinen Wechselgebühren machte Geschäfte mit kleinen Gewinnspannen zudem unlukrativ und so verzichteten fahrende Händler lieber auf kleine Geschäfte nebenbei, was wiederum die Zoll- und Zehnteinnahmen der Obrigkeit schmälerte.
Karl wollte dieses Problem lösen und tat das mit dem Karolingischen Münzordnung in den Jahren 793/794.
Da er ahnte, dass ihm die Bischöfe und niederen Adligen auf´s Dach steigen würden, wenn er ihnen ihre Münzregale (das Recht eigene Münzen für ihr Territorium zu prägen) genommen hätte, entschied er sich für ein anderes Modell einer "Währungsunion".
Es gab in seinem Reich ausreichend große Silbervorkommen und so bestimmte der Kaiser, dass die Inhaber eines Münzregals auch weiterhin prägen durften was sie wollten, aber sie mussten ab sofort auch Silbermünzen prägen, und zwar genormte Silbermünzen, die sogenannten Karlspfennige.
Ein Karlspfennig hatte exakt den 240. Teil eines Karlspfundes (406,5gr) zu wiegen und musste aus reinem Silber bestehen (im Laufe der Jahrhunderte verlor der Pfennig immer mehr an Wert, sodass später auch andere Metalle beigemischt werden durften, bis er schließlich vollständig aus Kupfer geprägt wurde). Um den Karlspfennig bildeten sich weitere Silbermünzen mit kleinerem oder größerem Wert aus:
- 1 Kreuzer = 4 Pfennig
- 1 Schilling (auch "Groschen" genannt) = 12 Pfennig
- 1 Batzen = 16 Pfennig
- 1 Gulden (auch "Pfund“ – eben das Karlspfund genannt) = 240 Pfennig
- 1 Taler = 360 Pfennig
Das Karolingische Münzsystem wurde gut angenommen, verdrängte nach und nach die Konkurrenzwährungen der diversen kleinen Münzpräger und bestand in Teilen über das gesamte Mittelalter hinaus. Es war elementar für das Zusammenwachsen des Fränkischen Reiches und erwies sich somit als ausgesprochen erfolgreich.
Erst um das Jahr 1100 kamen wieder mehr regionale Währungen auf und verursachten bis etwa 1160 ein ähnliches Währungschaos wie zu Zeiten vor der Karolingischen Münzordnung. Kaiser Friedrich I. (Barbarossa) setzte dem erneut ein Ende und gründete in Hall (heute "Schwäbisch Hall") die erste königliche Münzstätte. Dort wurden, erstmals 1189 urkundlich erwähnt, "Heller" geprägt, die ursprünglich den Pfennig ersetzten. Interessanter Weise blieben die anderen Münzwerte und Namen weiterhin an der Karolingischen Münzordnung orientiert. In England galt noch bis 1972: 240 Pence = 20 Shillings = 1 Pound.
In den 1380er Jahren erfolgte ein kaiserliches Edikt, dass den Wert des Hellers - aufgrund des immer niedriger gewordenen Silbergehaltes (der nur noch bei etwa 25% lag) halbierte und den Wert des Pfennigs wieder anhob, welcher aber zu dieser Zeit bereits wieder aus unterschiedlichesten regionalen Prägestätten kam und daher durchaus in Köln einen ganz anderen Wert hatte, als in Berlin oder Hamburg. Zeitweise existierten im Gebiet des heiligen römischen Reiches über 450 Prägeanstalten, die jeweils eigens genormte Münzen herausgaben.
Gegenwerte und Preise im Mittelalter
Dem obigen Absatz folgend ist es sehr schwierig eine Aussage über die Kaufkraft der Münzen zur damaligen Zeit zu treffen, denn es finden sich nur vereinzelte Beispiele überlieferter Preise und Löhne in der Literatur. Einige davon möchte ich dennoch mal nennen:
1256 in Landshut:
- 1kg Fleisch = 1 Pfennig
- 1 gebackenes Brot = 1 Heller.
- 1 Eimer Römerwein = 5 Schillinge
um 1300 in Köln kostete:
- 1 Pfund Butter = 2 Schillinge
- 100 Eier = 11 Schillinge
- 100 Äpfel = 7 Schillinge
in Hamburg und Lübeck sind zur gleichen Zeit zu erwerben:
- 1 Pfund Butter = 4 Pfennige
- 100kg Weizen oder Roggen = 6 Schillinge
- ein Schwein mit 25kg = 15 Schillinge
Es muss hierbei erwähnt werden, dass die Preise nicht nur starken regionalen Schwankungen unterworfen waren, sondern auch maßgeblich vom Ertrag der letzten Ernte beeinflusst wurden. Es ist überliefert, dass die Preise für Getreide nach einer schlechten Ernte um 400 bis 500% steigen konnten.
Erst im sehr späten Mittelalter lassen sich genauere Vergleiche ziehen:
Ein Zunftsgeselle in Frankfurt am Main hatte 1425 ein Monatseinkommen von durchschnittlich 36 Hellern. Gleichzeitig wurden Waren zu folgenden Preisen angeboten:
- 1 Brot = 1 Pfennig
- 1 Fisch = 1 Heller
- 1 Pfund Rindfleisch = 2 Pfennige
- 1 lebendes Rind = 4 Gulden
- 1 Arbeitspferd = 22 Gulden